ROSENKRANZ SONATEN
Ars Antiqua Austria
Leitung: Gunar Letzbor
Michael Maertens, Rezitation
Ignaz Franz Biber
•Rosenkranz Sonaten
Texte von Angelus Silesius
Mystik in der Franziskanerkirche
Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges unternahm die katholische Kirche große Anstrengungen, in den Ländern, die in ihrem Einflussbereich verblieben waren, den katholischen Geist wiederzubeleben. Rückbesinnung auf mittelalterliche Traditionen wie Mystik und Marienverehrung gingen Hand in Hand mit der Zurschaustellung der neugewonnenen weltlichen Macht beziehungsweise des wiedergewonnenen Reichtums. Als weit sichtbare Symbole dieser Entwicklung errichtete man Wallfahrtskirchen. Max Gandolph, der erste Dienstherr Bibers in Salzburg, war ein großer Marienverehrer. Er gründete eine Marienbruderschaft und baute ca. 1670 die Wallfahrtskirche von Maria Plain. Im besonderen Rosenkranzmonat Oktober fanden allabendlich Rosenkranzandachten statt, dabei wurde musiziert und gesungen. Es liegt nahe, dass Biber seine 15 Rosenkranzsonaten im Rahmen dieser Andachten erstmals zu Gehör brachte. Heinrich Ignaz Franz Biber: ein Genie, ein Violinvirtuose, der die Technik des Geigenspiels in Österreich auf eine unglaublich hohe Entwicklungsstufe emporgehoben hat.
Gunar Letzbor hat den Zyklus dieser Mysteriensonaten nicht nur unzählige Male im Konzert gespielt, sondern auch zweimal (im Abstand von mehr als 20 Jahren) auf CD aufgenommen. In Fachkreisen gelten seine Interpretationen als Referenzaufnahmen. Es geht dabei nicht nur um seine souveräne Bewältigung aller technischen Schwierigkeiten (auch die der Skordatur, der planvollen Verstimmung der Saiten), sondern um seinen Zugang zur religiösen und mystischen Dimension dieses Werkes. "Mystik beginnt, wenn das Gefühl die Herrschaft des Geistes durchbricht, das Staunen beginnt, die alten Urweisheiten, die jeder Mensch in sich trägt, aus ihrem Schlummerdasein erwachen und wie in einem Traum erfahrbar beziehungsweise erfühlbar werden" (Gunar Letzbor).
Der schlesische Lyriker, Theologe und Arzt Angelus Silesius (geboren 1624 als Johannes Scheffler) gibt als Grund für seinen Übertritt zum Katholizismus die "freventliche Verwerfung der Mystik" und "Abgötterei der Vernunft" im Protestantismus an. Insofern fügen sich seine lyrischen Werke - vorgetragen von Burgschauspieler Michael Maertens vorgetragen - trefflich zur musikalischen Mystik der Rosenkranz-Sonaten.